Infusionstherapie (IVIG, Intralipid)

Als Facharzt für Gynäkologie und Reproduktionsmedizin werde ich häufig mit der Frage konfrontiert, welche Rolle Infusionstherapien im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung spielen. Insbesondere die Behandlung mit Intravenösen Immunglobulinen (IVIG) und Intralipid ist ein Thema, das in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, wenn es um wiederholtes Einnistungsversagen oder wiederholte Fehlgeburten geht.
Warum das Immunsystem eine Rolle spielt
In einer normalen Schwangerschaft passt sich das Immunsystem der Mutter an, um den Embryo, der zur Hälfte aus fremdem genetischen Material des Vaters besteht, nicht abzustoßen. Bei manchen Frauen kann es jedoch vorkommen, dass das Immunsystem eine übersteigerte Immunantwort entwickelt. Bestimmte Zellen des Immunsystems, wie die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen), sind hierbei besonders relevant. Eine Überaktivität dieser Zellen kann die Einnistung des Embryos behindern oder zu einer Fehlgeburt führen. Hier setzen die Infusionstherapien an.
IVIG-Therapie
IVIG sind hochgereinigte Antikörper, die aus dem Blutplasma von Tausenden von Spendern gewonnen werden. Sie werden eingesetzt, um eine Vielzahl von Immunerkrankungen zu behandeln. In der Reproduktionsmedizin kann IVIG dazu beitragen, die überschießende Aktivität des Immunsystem (NK- Zellen. TH1/TH2 Schift) zu dämpfen und eine tolerante Umgebung für die Einnistung zu schaffen. Die Infusion wird in der Regel kurz vor oder kurz nach dem Embryotransfer verabreicht und kann bei Bedarf wiederholt werden. Die Entscheidung für eine solche Therapie wird nach einer gründlichen diagnostischen Abklärung und Bewertung der individuellen Situation getroffen.
Intralipid-Therapie
Intralipid ist eine intravenös verabreichte Fettemulsion, die aus Sojaöl, Eigelb-Phospholipiden und Glycerin besteht. Auch hier ist der therapeutische Ansatz, die überschießende Immunantwort zu modulieren. Es wird angenommen, dass Intralipid ebenfalls die Aktivität der NK-Zellen im Endometrium senken kann, wodurch die Einnistungschancen verbessert werden. Die Infusion wird meist ebenfalls um den Zeitpunkt des Transfers herum durchgeführt und alle 2 Wochen bei positiver Schwangerschaft.
Wichtiger Hinweis: Abklärung vor der Behandlung
Bevor eine Infusionstherapie in Betracht gezogen wird, ist eine umfassende diagnostische Abklärung unerlässlich. Wir müssen feststellen, ob eine immunologische Ursache für Ihre Kinderwunschprobleme vorliegt. Dazu gehören spezielle Bluttests und gegebenenfalls weitere Untersuchungen.
Welche Möglichkeiten der Abklärung in Ihrem individuellen Fall bestehen und ob eine Infusionstherapie für Sie infrage kommt, erläutere ich Ihnen gerne in einem persönlichen Gespräch. Ich nehme mir die Zeit, Ihre medizinische Vorgeschichte zu analysieren und Ihnen die verschiedenen Behandlungsoptionen verständlich zu erklären.
Sollten Sie von wiederholtem Einnistungsversagen oder wiederholten Fehlgeburten betroffen sein, empfehle ich Ihnen, einen Termin für ein persönliches Beratungsgespräch zu vereinbaren.